Rede zum Neujahrsempfang der Stadt Idstein durch Herrn Bürgermeister Gerhard Krum am Freitag, dem 12. Januar 2007, 17.00 Uhr, Stadthalle Idstein

Das neue Jahr ist in Idstein wie fast überall in Deutschland und trotz des schlechten Wetters in der Silvesternacht überschwänglich, wie man so sagt, begrüßt worden.
Ich darf Sie jetzt noch einmal (wir hatten ja im Foyer schon einzeln die Gelegenheit) im Namen der Körperschaften der Stadt Idstein hier, in unserer repräsentativen Stadthalle, sehr herzlich willkommen heißen.

Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung zum traditionellen Neujahrsempfang so zahlreich gefolgt sind, obwohl die Weihnachtsferien ja erst mit dem Wochenende ausklingen, und ich wünsche Ihnen für den weiteren Verlauf des noch erst jungen Jahres alles erdenklich Gute, persönlich Gesundheit, privates Glück und wirtschaftliches Wohlergehen.
Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
Sie sind es gewohnt, dass an dieser Stelle die Neujahrsrede folgt. Dieses Mal möchte ich Ihre Aufmerksamkeit zunächst auf die 3 jungen Männer lenken, die hinter mir auf der Bühne stehen. (4) - Niklas Potthoff übt für eine Klausur und kann heute leider nicht dabei sein)
Ich habe sie gebeten, uns heute ein Lied zu singen. Ein Lied, das sie selbst geschrieben und mit ihrer Gruppe in unserem Jugendzentrum einstudiert haben.
Die Musik passt überhaupt nicht ins klassische Bild eines Neujahrsempfangs. Es handelt sich um einen "RAP-Song". Aber es ist die vielleicht zärtlichste Liebeserklärung, die der alten Stadt Idstein durch ihre Jugend bisher zuteil geworden ist. Das Lied heißt "Idstein Baby". Aber hören Sie selbst:

Die Gruppe, in Rapper-Kreisen, habe ich mich belehren lassen, spricht man von einer "Crew", möchte als "HipHop-AG JUZ Idstein" vorgestellt werden.
Tatsächlich führt sie jedoch ein Doppelleben: Unter dem Namen Dirrty Franz und die B-Side-Boyz" hat sie es mit einer "Weltmeister" genannten Aufnahme zur Fußball-Weltmeisterschaft sogar unter die Top 100 der deutschen Verkaufs-Charts geschafft. Meine Damen und Herren:
Patrick van Hecke. Er ist der "Chef von's Janze",
Johannes von Wangelin,
und Martin Schnell.

Meine Herren, vielen Dank für Ihren Vortrag! Der Beifall gehört Ihnen.

Meine sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
heute ist, wie Sie wissen, der 12. Januar. Am 12. Januar 1746 wurde Johann Heinrich Pestalozzi, der Namensgeber unseres Gymnasiums, in Zürich geboren. Pestalozzi ist durch seine theoretischen Schriften und seine praktische Tätigkeit in Sachen Erziehung, aber auch durch sein soziales Engagement und wegen seiner doch recht, sagen wir eigenwilligen, Vorstellungen bereits zu Lebzeiten ziemlich bekannt gewesen.
Erziehung und Bildung genossen damals einen hohen Stellenwert, allerdings erst noch nur im Bewusstsein der Dichter und Denker.

Sie alle waren sich darin einig, dass das friedliche Miteinander der Menschen in Freiheit nur funktionieren kann, wenn es einerseits allgemein anerkannte Regeln, andererseits eine freiwillige Selbstbeschränkung von Eigennutz und Genusssucht gibt. Man könnte auch sagen: wenn es zugleich Grenzen der Freiheit gibt. Die wichtigste Aufgabe der Erziehung und das höchste Ziel der Bildung wurden darin gesehen, die "Einsicht in die Notwendigkeit" (Hegel) dieser Grenzen zu vermitteln und die Verinnerlichung einer "Verantwortungsethik" (Jonas) im Sinne einer Werteordnung, die letztlich auch zur individuellen Selbstverwirklichung beiträgt, zu befördern.
Während der letztjährigen Buchmesse, die gottseidank in Frankfurt geblieben ist, sorgte eine sogenannte Streitschrift für Furore, die, nein, weil sie den Titel "Lob der Disziplin" trägt. Der Autor, er heißt Bernhard Bueb, war Leiter der Eliteschule Schloss Salem unweit des Bodensees.
Bei der Lektüre springen bemerkenswerte Prallelen, insbesondere zu Immanuel Kants Schrift "Über Pädagogik" aus dem Jahre 1803 ins Auge. Zum Beispiel kann man lesen (nicht bei Kant, sondern bei Bueb); ich zitiere:
"Wir müssen wieder zu der alten Wahrheit zurückkehren, dass nur der den Weg zur Freiheit erfolgreich beschreitet, der bereit ist, sich unterzuordnen, Verzicht zu üben und allmählich zu Selbstdisziplin und zu sich selbst zu finden.
Damit schafft er die Voraussetzung für sein Glück. Denn Glück wird besonders befeiend erlebt, wenn es einer Anstrengung folgt".

Diese, wenn Sie so wollen, Einsicht zeichnet nicht nur die jungen Leute, die uns eben "Idstein Baby" zu Gehör gebracht haben, aus. Unter uns ist heute ein junger Mann, der in dem Idsteiner Autohaus Schmitt in der Black-und-Decker-Straße zum Automobil-Kaufmann ausgebildet wird. Er heißt:
Martin Dörfler, befindet sich im 3. "Lehrjahr", und er hat im November vergangenen Jahres den "Volkswagen Azubi Cup 2006" gewonnen.
Das heißt, er hat sich bei dem Wettbewerb mit mehreren Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern als der beste Auszubildende dieses Autokonzerns in Deutschland durchgesetzt. Da kann man nur sagen: Respekt! Und auch von dieser Stelle aus noch einmal: Herzlichen Glückwunsch, Herr Dörfler!
Und da wir gerade dabei sind, möchte ich Ihnen noch weitere 11 junge Menschen vorstellen. Sie heißen

Dirk Ahrens,
Anna Derach,
Julia Illing,
Joanna Krawczyk,
Anna Malcharczyk,
Tsvetan Salov,
Nina Schmitt,
Nico Schneider,
Simone Schneider,
Ewa Szczepanska
und Julia Zeise

und sind Studierende an der Fachhochschule Mainz. Sie befassen sich während des Wintersemesters 2006/07 im Rahmen ihres Architektur-Studiums unter der Leitung von Frau Professor Susanne Reiss (die, wenn ich richtig informiert wurde, in Heftrich wohnt und in Mainz Städtebau lehrt) mit der Stadtgeschichte Idsteins. Im Foyer ist eine Ausstellung mit dem Titel "Idstein - ein Jahrtausend zu Füßen des Hexenturms" zu sehen, die sie, die 11 Studentinnen und Studenten, erarbeitet und zum Dank für die kompetente Unterstützung unserer Stadtarchivarin Christel Lentz gewidmet haben. Die Ausstellung umfasst 28 Plakate, ist selbst für Idsteinkundige gleichermaßen interessant wie lehrreich und daher zu einem Besuch nachdrücklich zu empfehlen. Sie wird noch bis einschließlich Sonntag hier verbleiben.
Eine weitere Ausstellung, ebenfalls von Arbeiten junger Menschen, wurde bereits gestern eröffnet. Dabei handelt es sich um Bilder, die im Rahmen eines von unserer russischen Partnerstadt angeregten Malwettbewerbs mit dem Titel "Ich erzähle von meiner Stadt" in Zusammenarbeit mit Uglitscher und Idsteiner Schulen in verschiedenen Altersgruppen angefertigt wurden. Die ausgezeichneten Werke werden z. Zt. hier, später dann auch in Uglitsch einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Diese Beispiele zeigen, dass im Gegensatz zu der in der Erwachsenenwelt - übrigens zu allen Zeiten und keineswegs nur heute - manchmal vorschnell und häufig allzu pauschal geführten Klage über "die" Jugend die Bereitschaft, sich der Selbstdisziplin der Anstrengung zu unterziehen, durchaus existiert. Sie zeigen zugleich, dass Anstrengung, dass Leistung belohnt wird, zumindest durch (relativen) Erfolg.
Zutreffend ist allerdings auch, dass vielen jugendlichen Altersgenossen das Glück der Anstrengung nicht gerade als erstes einfällt, wenn von Glück die Rede ist. Dabei handelt es sich jedoch (wiederum im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil) weniger um eine Verweigerungshaltung oder fehlenden Ehrgeiz der gern und viel gescholtenen "jungen Generation" - das gibt es gewiss auch - als um eine Vertrauenskrise.
Diese Diagnose wurde bereits vor mehr als 20 Jahren von einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages mit dem Titel "Jugendprotest im demokratischen Staat" bestätigt. Dort wird neben der Zukunftsangst unter anderem auf einen Mangel an Zuwendung, an Geborgenheit und Akzeptanz verwiesen. Wörtlich heißt es: "Dieser Mangel erschwert es den Jugendlichen oft, für ihren künftigen Lebensweg einen beständigen Sinn und lebenswerte Ziele zu sehen".
Ich glaube, dass Bernhard Bueb eine sehr einleuchtende Erklärung dafür gefunden hat. "Nicht der Verfall der Werte ist das Problem unserer Zeit", sagt er, "sondern der Verfall des Glaubens, dass diese Werte auf die Erde geholt werden können, dass die Menschen ihnen in ihrem Leben noch eine Chance geben".

Und das sollte uns umso mehr nachdenklich stimmen, als es ja beileibe nicht die jungen Menschen allein sind, denen dieser Glaube, dieses Vertrauen in die Zukunft, abhanden gekommen ist.
In der Tat müssen wir feststellen, dass die rasch fortschreitenden Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Politik im Bewusstsein von immer mehr Menschen immer weniger mit ihrer Alltagserfahrung, ihrem subjektiven Erleben zusammenpassen.
Wir stellen fest, dass aufgrund der daraus entspringenden Orientierungslosigkeit vermehrt eine Art Flucht, ein Rückzug in eigene, allenfalls noch gruppenspezifisch strukturierte Lebenswelten stattfindet, seien es Altersgruppen, seien es soziale Schicksalsgemeinschaften, religiöse oder ethnische Gruppen. Diese Aufzählung ist nicht vollständig. Vor allem scheint es sich um ein Phänomen zu handeln, das nicht nur "Outsider"-Gruppen betrifft, sondern auch die erfolgreichen "Insider", um sich und ihr Terrain "abzuschotten".
Das Problem dabei ist, dass diese unterschiedlichen Lebenswelten zunehmend oder vielleicht sogar schon gar nicht mehr wirklich, wie man in der Computersprache sagt, kompatibel sind. Nicht miteinander und erst recht nicht in Bezug auf einen gesamtgesellschaftlichen Konsens, eine die ganze Gesellschaft umfassende, die individuellen Interessen vermittelnde und daher zugleich Orientierung bietende Übereinstimmung über Umgangsformen, Lebensentwürfe, Staatszwecke etc.

Der französische Soziologe Alain Touraine ist sogar der Auffassung, dass wir z. Zt. das Verschwinden der Gesellschaft erleben, und er bezieht die Stadtgesellschaft dabei ausdrücklich mit ein. In einem 1996 gehaltenen Vortrag sagte er: "Wenn man die sozialen Merkmale der heutigen Welt in einem einzigen Gedanken zusammenfassen müsste, so würde ich ohne zu zögern sagen, dass ihr wichtigstes Merkmal die Trennung, die Entzweiung, das Auseinanderdriften der beiden Teile der menschlichen Erfahrung ist: Auf der einen Seite haben wir die Welt des Austauschs, die heute globalisiert ist, die sich auf die ganze Erdkugel erstreckt und die infolgedessen entsozialisiert ist, und auf der anderen Seite - als direkte Folge und Gegenreaktion - den Ersatz des sozialen oder politischen Menschen durch den privaten Menschen".
Gottlob hat sich die düstere Prognose Touraines auch zehn Jahre später (noch) nicht erfüllt und ganz besonders in Idstein nicht. Trotzdem können auch wir uns nicht bequem zurücklehnen und in der Hoffnung, es werde schon so schlimm nicht kommen, einfach abwarten. Ich halte es da lieber mit dem großen athenischen Staatsmann Perikles, der gesagt haben soll: "Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein" ...
Wie also bereitet sich die Stadt Idstein, bereiten wir uns auf die Zukunft vor?
Um das zu erläutern, müsste ich jetzt ziemlich weit ausholen. Ich müsste darlegen, dass das Projekt der Großen Industriellen Revolution zwar einen Anfang, aber kein absehbares Ende hat, also ein Prozess ist, der immer weitergeht.

Ich müsste darlegen, dass technischer und wirtschaftlicher Fortschritt immer auch mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen verbunden ist, die sich in Strukturkrisen z. B. wie vorhin beschrieben, äußern. Ich müsste vor allem darlegen, weil es ja um Idstein geht, dass unsere Stadt die Zeit nicht "verschlafen", sondern die jeweiligen "Herausforderungen angenommen und gemeistert hat, dass wir also keineswegs erst heute beginnen, an die Zukunft zu denken.
(Herr Müller, das war jetzt insbesondere an Ihre Adresse gerichtet, und ich möchte diese Feststellung ausdrücklich als "dickes" Kompliment verstanden wissen).
Wie bereitet sich die Stadt Idstein auf die Zukunft vor?
Damit es nicht so lange dauert - Sie müssen ja stehen, und die Gläser in Ihren Händen sind, wie ich sehe, zumindest teilweise schon leer - damit es nicht so lange dauert, will ich versuchen, die Antwort auf drei Punkte "einzudampfen". Diese drei Punkte, meine sehr geehrten Damen und Herren, lauten:
Integration, Kooperation und Innovation.

  1. "Integration" ist und wird ein zentrales Thema der Stadtentwicklung bleiben, bleiben müssen. Dabei geht es keineswegs "nur" um die Integration der hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund, sondern der Begriff "Integration" muss in einer viel umfassenderen Bedeutung verstanden werden: Wir müssen die jungen Menschen integrieren, um Sie zur konstruktiven Teilnahme am öffentlichen Leben zu ermutigen; wir müssen die älteren Menschen integrieren, um sie am öffentlichen Leben stärker zu beteiligen, und das volkswirtschaftliche Kapital ihrer sozialen und anderweitigen Kompetenz besser zu nutzen; wir müssen die Menschen integrieren, denen der Zugang zum Arbeitsmarkt verstellt ist, weil Arbeit ja ganz eng mit Sinnfrage des Lebens verbunden ist.
    Und natürlich müssen wir uns auch nach wie vor um die Integration der Menschen mit anderem ethnischen, religiösen und kulturellen Hintergrund bemühen, die in unserer Stadt leben (und nicht weniger, sondern mehr werden).
    Dabei bewegen wir uns ganz in Übereinstimmung mit der Landespolitik, wie die mit erheblichen Steuermitteln ausgestatteten Programme "Soziale Stadt" oder "Familienstadt mit Zukunft" und vor allem "Stadtumbau Hessen", aber auch die Initiativen zur Integration von Migrantinnen und Migranten, zur Intensivierung der Präventionsarbeit oder zur Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in das Wirtschaftsleben verdeutlichen. Ich bin sehr froh darüber, in Herrn Ersten Stadtrat Dr. Koch gerade in diesen Bereichen einen ebenso konstruktiven wie kompetenten Partner zu haben, der als Sozialdezernent insbesondere in der Kinderbetreuung, in der Jugendpflege und in der Seniorenarbeit unsere Stadtverwaltung zukunftsfähig aufgestellt hat.
    Im Rahmen des Programms "Stadtumbau Hessen" wird z. Zt. ein integriertes Stadtentwicklungskonzept erarbeitet, mit dem dem (nicht alleine) von Touraine befürchteten Auseinanderdriften der Lebenswelten in Idstein entgegengewirkt werden wird. Dazu gehört nicht alleine der Umbau der Wohnsiedlung im und um das Hahnstück, sondern es werden auch die Entwicklung anderer Stadtviertel und natürlich die Entwicklung der "Innenstadt" vertieft.
  2. Die "Innenstadt" ist und bleibt das Zentrum, der "Schmelztiegel" unserer Idsteiner Stadtgesellschaft, wenn Sie so wollen der "Server" unseres bürgerschaftlichen Netzwerkes, und sie bleibt als Wirtschaftsstandort, als kultureller Mittelpunkt und als touristisches Aushängeschild der überragende Standortfaktor für die Stadt Idstein und das ganze "Idsteiner Land" - womit ich bei meinem zweiten Punkt, der "Kooperation" angelangt bin.
    "Kooperation" soll hier als Synonym für kooperative Politik verstanden werden. Kooperative Politik heißt die Einbindung möglichst vieler, das wirtschaftliche und kulturelle Leben, die Versorgungsstrukturen etc. (mit-)bestimmender Akteure bei der Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Fortentwicklung der Standortqualität. Kooperative Politik bedeutet nicht, dass alle bei allem mitreden sollen. Diese Einschränkung ist notwendig - aus Gründen der Effektivität, aus Gründen der Nachhaltigkeit und nicht zuletzt, wegen der Verantwortlichkeit.
    Konkret bedeutet das, dass wir unsere intensive, praxisorientierte und sehr konstruktive Zusammenarbeit mit den gewerblichen Unternehmen in unserem "Wirtschaftsforum", die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel ("Idstein aktiv""), mit dem Handwerk ("Handwerkerstammtisch), der Gastronomie und den Beherbergungsbetrieben ("Wirtestammtisch") sowie mit Investoren, die interessante Vorhaben in unserer Stadt platzieren wollen, fortführen und weiter ausbauen werden. Schwerpunkte bilden dabei neben der Entwicklung der "Innenstadt" und der Siedlungsgebiete (wg. Wirtschaftskraft), die Standortprofilierung (wg. Standortwettbewerb), die Vernetzung von Strukturen und Projekten (wg. Steigerung der Leistungsfähigkeit) und das Standortmarketing (wg. Standortbindung).
  3. Ein weiterer Schwerpunkt wird weiterhin auf die interkommunale Zusammenarbeit mit den Gemeinden des "Idsteiner Landes" (Niedernhausen, Hünstetten und Waldems), aber auch mit der Stadt Bad Camberg gelegt werden müssen. Und damit komme ich zum dritten Punkt meiner Darlegungen zur Idsteiner Stadtentwicklungspolitik, zu dem Punkt "Innovation".
    Meine sehr geehrten Damen und Herren,
    wir alle wissen: das Innovationsvermögen, unser Innovationsvermögen, entscheidet über die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Und das ist keine leere Worthülse, denn vom Erhalt der Wirtschaftskraft hängen zuletzt auch die Entwicklungschancen unserer Städte und Gemeinden und damit der Wohlstand, die Lebensqualität und die Lebensperspektiven der Menschen, von uns und den uns folgenden Generationen ab.
    Deshalb dürfen Gestaltungsaufgaben nicht als Phantasieprodukte produziert werden, sondern müssen, erst recht in kleineren Kommunen Idstein aus den wirklichen Verhältnissen, den gegenwärtigen Entwicklungstrends in Bund, Land und aus der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung hergeleitet werden. Dazu gehört gewiss nicht minder die demographische Entwicklung, die uns so viele Sorgen macht.
    Alle Maßnahmen müssen dabei immer auch unter dem Gesichtspunkt der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen betrachtet werden, zumal "Innovationen" - nicht immer, aber immer öfter und meist gar nicht wenig - Geld kosten. Wenn wir uns Investitionen in Innovationen für die Zukunft "verkneifen", wie das viele Städte und Gemeinden in den letzten Jahren getan haben, werden wir nicht nur im Standortwettbewerb das Nachsehen haben, sondern das angestrebte Konsolidierungsziel wegen der zwangsläufig sich ergebenden und dann sogar "hausgemachten" Investitionsstaus erst recht nicht erreichen.
    Die Bundesregierung hat richtig erkannt, dass Investitionen in die örtlichen Infrastrukturen unsere Innovationsfähigkeit stärken und dass wir viel mehr für Bildung und Forschung tun müssen.
    Die Landesregierung hat richtig erkannt, dass wir Kräfte bündeln müssen, um finanzielle Ressourcen effizienter zu nutzen, politische Entscheidungsstrukturen zu verschlanken, über die kommunalen Grenzen hinausreichende Entwicklungskonzepte und Marketingstrategien entwickeln müssen, um uns im Wettbewerb der Regionen behaupten zu können. Das Stichwort lautet: Regionalisierung.
    "Die" mittelständische Wirtschaft, die selbst um ihr Innovationspotenzial kämpft, hat die Vorzüge regionaler Verbundenheit gewissermaßen als Soliditäts- und Qualitätssiegel im internationalisierten Wettbewerb mehr und mehr wiederentdeckt - wenn die Verkehrsanbindung stimmt, wenn Bildungseinrichtungen und damit qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen und ein attraktives Freizeitangebot vorhanden ist.
    Um allen diesen Anforderungen genügen zu können, müssen wir uns in der Region, das heißt in der Rhein-Main-Region, positionieren. Und wir sind dabei das zu tun. Nicht nur durch unsere Mitarbeit in der Rhein-Main-Regionalkonferenz, in der Wirtschaftsförderung Frankfurt/Rhein-Main und der Hessen-Agentur, sondern auch mit der interkommunalen Zusammenarbeit im "Idsteiner Land" (die es weiterzuentwickeln und zu festigen gilt!), mit unseren Aktivitäten zur Verwaltungsstruktur- bzw. Funktionalreform und vor allem durch sehr viel Eigeninitiative in Sachen Stadtentwicklung.

Das alles, meine Damen und Herren, sind Stationen auf einem langen Weg, und wir haben erst ein kleines Stück davon zurückgelegt. Aber wir kommen voran!
Was also haben wir im letzten Jahr erreicht?
Das Wichtigste ist: Das Gesundheitszentrum ist im Bau. Hand auf's Herz, hätten Sie vor zwei Jahren gewettet, dass es gelingt?
Inzwischen ist der Rohbau weitgehend fertiggestellt, Anfang 2008 soll es "an's Netz" gehen.

Die Südtangente ist im ersten Bauabschnitt fertiggestellt. Der zweite Bauabschnitt, der auch die Hochwasserrückhaltung im Bereich des Wörsbachs beinhaltet, wird in diesem Jahr realisiert, 2008 folgt dann der dritte Bauabschnitt mit Anschluss an die Landesstraße 3026 (Richtung Niedernhausen) und die Kreisstraße 711 (Richtung Dasbach).
Mitte diesen Jahres soll nach Ankündigung des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen mit dem Bau der zusätzlichen Autobahnauffahrt Richtung Frankfurt von der Bundesstraße 275 in Höhe des Sieben-Hügel-Weges begonnen werden.
Die Siedlungsentwicklung findet schwerpunktmäßig im Süden (TaunusViertel, Südlich Eisenbach) und Nordwesten (NassauViertel) der Kernstadt statt. Nimmt man das neue Baugebiet an der Schützenhausstraße, das frühere Gelände der Erich-Kästner-Schule und einige kleinere Siedlungsflächen in den Stadtteilen hinzu, befinden sich fast 50 Hektar in Bebauung. Die Vermarktung läuft, wie man selbst sehen kann, gut, obwohl beispielsweise in Hünstetten ebenfalls ein großes Siedlungsgebiet entsteht. Das "Idsteiner Land" ist eben nicht nur ein attraktiver, sondern auch ein beliebter Wohnstandort und Lebensraum!
Und das Hallenbad kriegen wir auch noch hin!
Wenn alle politischen und sonstigen Kräfte wie bisher an einem Strang ziehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
in allen wichtigen Fragen der Stadtentwicklung hat es in den Gremien unserer Stadt eine große, über die Grenzen von Parteien und Fraktionen hinwegreichende Übereinstimmung und jedenfalls breite Mehrheiten gegeben.
Dafür möchte ich allen Mitgliedern der städtischen Gremien, den Damen und Herren Stadträten, die die Entscheidungen der Stadtverordnetenversammlung in wöchentlichen Sitzungen vorzubereiten haben, den Damen und Herren Stadtverordneten, die im vergangenen Jahr immerhin 163 Tagesordnungspunkte zu bewältigen hatten, den Damen und Herren unserer 12 Ortsbeiräte, die die "Kernarbeit" vor Ort zu leisten haben - alles ehrenamtlich! - von dieser Stelle aus - und, ich denke, in Ihrer aller Namen - ein herzliches "Dankeschön" aussprechen!
Sie haben sehr wesentlich dazu beigetragen, dass unsere Stadt im Sinne Perikles' gut auf die Zukunft vorbereitet ist. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass unsere Stadt landauf, landab und in ganz Hessen einen guten Ruf genießt. Sie haben auch wesentlich dazu beigetragen, dass der Gemeinsinn und das Gemeinschaftsgefühl in unserer Stadt noch lebendig sind und gepflegt werden.
Ich wünsche mir für das Jahr, dass gerade das so bleiben möge!

Bevor ich schließe, möchte ich nicht versäumen, mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zu bedanken, die diese Veranstaltung nicht nur sehr gut vorbereitet, sondern auch, Sie, meine Damen und Herren, unsere Gäste, auch betreut haben:
Frau Ehmig, Frau Felzmann, Frau Flaig, Frau Heindorf, Frau Jittit, Frau Metzger, Frau Wagner und die Herren Preußner und Wittka,
das ist Ihr Beifall.